„The Critic:Risking an Eye“
"The Critic: Risking an Eye" entstand von Sept - Nov. 2003 als
reine Computerzeichnung mit dem Programm "Painter" (Metacreations).
Druck: Piezo-Druck auf Somerset Velvet Größe: Papier: 56x76 cm, Bild: 38x56 cm Edition: 25, nummeriert und handsigniert, sowie 5 Künstlerabzüge (I-V) Preis: 475,‒ € Künstler: Björn Dämpfling
„The Critic: Risking an Eye“ entstand nicht aus dem unsanften
Zusammenprall mit Kunstkritikern, sondern anläßlich eines
Kunstfestivals, dessen Veranstalter im Jahr nach meiner ersten
Teilnahme begannen, immer fragwürdigere Kriterienkataloge für die
Teilnahme aufzustellen. Dieses rein digitale Blatt war wohl meine
ironische Antwort auf den Versuch digital produzierte Kunst in
Kriterien zwängen zu wollen, die statt der sogenannten „bloßen
Anwendung digitaler Produktionsmethoden, die kritische Reflektion auf
das Medium einschließen“. Ein Schelm der Böses dabei denkt, denn
selbstverständlich ist das wertend gemeint, indem es schlicht
unterstellt, dass „bloße Anwendung“ zu konventionellen, nicht
„innovativen“ ästhetischen Resultaten führen müsse. Eine
zeichnerische Antwort auf diese Phrase bildet hier den Hintergrund:
Was wie eine vollständig mit dem Computer generierte Struktur
ausschaut ist reine Handarbeit, die zudem kein Computer in dieser
Form selbsttätig herstellen könnte, praktische Antithese zu
programmierter Kunsterzeugung jeder Art, sofern diese der Fiktion
huldigt, ein Algorithmus schaffe selbsttätig „Kunst“. Aber bei den
Poesie- oder Malmaschinen zeigt sich immer nur eines: Nur wer ein
Auge riskiert und auswählt, kann durch seine Auswahl, durch sein
„Entdecken“ Kunst schaffen, wie ein Fotograf zum Beispiel. Dass
Maschinen wunderbare ästhetische Bilder z.B. Fraktale in unbegrenzter
Zahl auswerfen können, ist völlig unbestreitbar und wenn man dies als
maschinelle Kunst bezeichnen will, so ist dem nur die grenzenlose
Langeweile solcher Automatenkunst entgegenzuhalten. Für das Potential
menschlicher Kreativität aber gilt: Software, kritische Gedanken oder
natürliche Prozesse, können immer nur das Material liefern und
solange Androiden Sience-Fiction und Computer– und Menschengehirne
noch wesensverschieden sind, gilt dies ohne Einschränkung.
Kreativität entfaltet sich nur im bewussten Umgang mit
computergenerierten Strukturen, die ich selbst vorbehaltlos nutze:
Als zu bearbeitendes Material zum einen und zugleich gezielter
Kontrapunkt zu eigener Kreativität. So bietet die bewußte,
reflektierte „Anwendung“ in der Tat unzählige neue Möglichkeiten des
Entdeckens und der Kombination. Das Spielen mit generativen
Programmen gibt Künstlern die Chance neue Bilder zu finden und
auszuwählen. Spätestens unsere Computerkids aber werden den
„Künstler-Cyborg“ oder die „sich selbstprogrammierende Ästhetik“
entlarven als das was sie sind: Taschenspielertricks. Im Übrigen
könnte Schiffahrtskundigen noch etwas auffallen, aber da es für das
Blatt als Kunstwerk unerheblich ist, belasse ich es bei diesem
Hinweis. Zweiter Platz beim Donnie-Award 2004 des MOCA/New York